In einer immer komplexeren IT-Welt steigt der Wunsch nach Automatisierung – auch in der Systemintegration. Der Begriff Self-Integrating Systems steht für Systeme, die sich eigenständig miteinander verbinden, Konfigurationen erkennen und Datenflüsse automatisiert aufbauen. Was heute noch visionär klingt, könnte schon bald zum Standard werden – und die Art, wie Unternehmen und Verwaltungen Integration betreiben, grundlegend verändern. 

Was sind Self-Integrating Systems? 

Self-Integrating Systems sind IT-Komponenten, die in der Lage sind, sich automatisch mit anderen Systemen zu verbinden, ihre Schnittstellen zu erkennen, Datenformate abzugleichen und Integrationen dynamisch aufzubauen– ohne manuelle Konfiguration durch Entwickler:innen oder Integrator:innen. 

Die Grundidee: Systeme kommunizieren über standardisierte Protokolle, verstehen ihre jeweilige Rolle im Prozess und fügen sich intelligent in bestehende Architektur- oder Prozessketten ein. 

Warum wird dieses Konzept immer relevanter? 

In heutigen IT-Landschaften existieren zahlreiche Einzelanwendungen – von ERP, DMS, SAP über IoT-/OT-Systeme bis zu Cloud-Services. Die Integration all dieser Systeme ist oft: 

  • Aufwendig und teuer 
  • Fehleranfällig und manuell 
  • Kaum skalierbar 

Self-Integrating Systems könnten diese Herausforderungen lösen – mit dem Ziel: Weniger Aufwand, mehr Dynamik, bessere Datenqualität. 

Welche Technologien ebnen den Weg? 

Verschiedene Entwicklungen unterstützen die Entstehung selbstintegrierender Systeme: 

  • APIs nach OpenAPI/GraphQL-Standard: Schnittstellen werden maschinenlesbar beschrieben. 
  • Protokolle wie REST, MQTT oder SOAP: ermöglichen systemübergreifende Kommunikation. 
  • Datenformate wie JSON und XML: vereinfachen das Mapping. 
  • Low Code/No Code: ermöglicht automatisierte Verbindung durch Konfiguration statt Programmierung. 
  • Semantische Datenmodelle und Ontologien: sorgen für ein gemeinsames Verständnis zwischen Systemen. 
  • KI-Komponenten: analysieren Schnittstellen und schlagen passende Integrationen vor oder setzen sie direkt um. 

Mögliche Einsatzszenarien 

  • Ein neues OT-Gerät meldet sich automatisch am Netzwerk, erkennt via API die Produktionsumgebung und startet die Datenübertragung – ohne händische Einrichtung. 
  • Eine Fachverfahrenssoftware erkennt beim ersten Start relevante Verwaltungsprozesse und richtet selbstständig Konnektoren zu EGVP, XÖV oder XRechnung ein. 
  • Ein cloudbasiertes DMS erkennt, dass ein ERP-System integriert werden soll, und übernimmt Mapping und Datenharmonisierung eigenständig. 

Was bedeutet das für CIOs, IT-Teams und Fachbereiche? 

Für CIOs:

  • Strategische Entlastung der IT durch mehr Automatisierung 
  • Schnellere Time-to-Integration 
  • Skalierbare Digitalstrategie auch bei steigendem Integrationsbedarf 

Für IT-Teams: 

  • Wegfall repetitiver Integrationsarbeiten 
  • Fokus auf übergeordnete Governance und Sicherheit 
  • Weniger manuelle Fehler und „technische Schulden“ 

Für Fachbereiche:

  • Geringere Abhängigkeit von IT-Ressourcen 
  • Schnellere Umsetzung von Digitalisierungsvorhaben 
  • Echtzeit-Zugriff auf relevante Daten und Prozesse 

Herausforderungen auf dem Weg 

So viel Potenzial das Konzept bietet – aktuell steht es noch am Anfang. Offene Punkte: 

  • Standardisierung der APIs, Datenmodelle und Authentifizierungsprozesse 
  • Sicherheitsaspekte, besonders bei automatischer Anbindung sensibler Systeme 
  • Legacy-Kompatibilität: viele bestehende Anwendungen sind nicht für Selbstintegration gebaut 
  • Governance und Kontrolle: Automatisierung muss nachvollziehbar bleiben 

Fazit

Self-Integrating Systems versprechen nichts weniger als einen Paradigmenwechsel in der Integration. Sie stehen für eine Zukunft, in der Systeme sich aktiv vernetzen, Prozesse selbstständig anstoßen und IT-Abteilungen entlasten. Noch ist das Ideal nicht Realität – aber die Entwicklung geht genau in diese Richtung. Unternehmen, die sich heute mit Standards, APIs und Automatisierung beschäftigen, legen das Fundament für diese neue Integrationsgeneration.

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