Legacy-Systeme – also historisch gewachsene IT-Systeme – bilden in vielen Organisationen das Rückgrat betrieblicher Abläufe. Ob bewährte Datenbanken, monolithische Fachverfahren oder alte ERP-Systeme: Ein kompletter Austausch ist meist teuer, risikobehaftet oder organisatorisch nicht realisierbar. Dennoch stehen diese Systeme zunehmend unter Druck, sich in moderne, cloudbasierte, API-gesteuerte oder IoT-fähige Architekturen zu integrieren.
Die Lösung: smarte Anbindung statt radikaler Ersatz.
Warum ist der Umgang mit Legacy-Systemen so herausfordernd?
- Keine offenen Schnittstellen (z. B. REST oder JSON fehlen)
 
- Veraltete Protokolle wie FTP, SOAP oder proprietäre APIs
 
- Unzureichende Dokumentation
 
- Kein Echtzeitverhalten: Prozesse sind batchbasiert oder manuell gesteuert
 
- Hohe Abhängigkeit vom Betriebspersonal
 
- Compliance- und Sicherheitsrisiken bei fehlender Authentifizierung oder Verschlüsselung
 
Strategien für die Anbindung von Legacy-Systemen
1. API-Fassade (Wrapper)
- Umschließen des Alt-Systems mit einer modernen API-Schnittstelle (z. B. REST, OAuth2, JSON)
 
- Transformation alter Datenstrukturen (z. B. CSV, XML) in standardisierte Formate
 
- Ermöglicht externe Nutzung ohne Veränderung des Legacy-Kerns
 
2. Datenextraktion via Konnektor
- Zugriff auf Datenbanken, Dateien oder Logiken über spezialisierte Konnektoren
 
- Unterstützung alter Standards: FTP, SOAP, XML-RPC, LDAP
 
- Kombination mit Mapping-Tools für normgerechte Weiterverarbeitung (z. B. XRechnung, XÖV)
 
3. Message-basierte Integration
- Nutzung von Message Queues oder Events (z. B. MQTT) zur Entkopplung
 
- Legacy-System sendet oder empfängt Nachrichten statt API-Aufrufen
 
- Ideal für asynchrone Verarbeitung und Zwischenspeicherung
 
4. Low-Code/No-Code-Brücken
- Visuelle Erstellung von Konnektoren und Transformationen ohne tiefen Eingriff ins System
 
- Ideal für die Anbindung kleinerer, unkritischer Systeme mit wenig Änderungsbedarf
 
5. Parallelbetrieb mit schrittweiser Ablösung
- Legacy bleibt bestehen, während neue Prozesse parallel aufgebaut werden
 
- Daten fließen über eine zentrale Datendrehscheibe in beide Richtungen
 
- Reduziert Migrationsrisiko und ermöglicht „Modernisierung ohne Druck“
 
Best Practices für die Integration von Alt-Systemen
- Nutzung sicherer Protokolle auch für alte Systeme (z. B. TLS, VPN, Zertifikate)
 
- Maskierung sensibler Daten gemäß DSGVO
 
- Einsatz von Monitoring und Audit-Trail für jede Transformation
 
- Einbindung in CI/CD für saubere Versionierung und automatisierte Tests
 
- Rollenkonzepte zur gezielten Zugriffskontrolle
 
Fazit
Legacy-Systeme sind kein Hindernis – sondern ein Teil der Lösung, wenn sie intelligent integriert werden.  Mit den richtigen Schnittstellen, Formaten und Prozessen lassen sich auch ältere Systeme sicher und effizient in moderne IT-Architekturen einbinden – ohne Funktionalität oder Datenhoheit zu verlieren. 
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