Der Begriff Composable Enterprise beschreibt ein Unternehmen, das seine IT-Systeme, Prozesse und Fähigkeiten aus flexiblen, wiederverwendbaren Bausteinen zusammensetzt – ähnlich wie aus modularen Komponenten. Das Ziel: schneller auf Veränderungen reagieren, Innovation beschleunigen und digitale Souveränität stärken.
Im Mittelpunkt steht dabei eine neue Form der Integration, die nicht mehr nur Systeme verbindet, sondern ganze Geschäftsprozesse komponierbar macht.
Warum ist das Konzept relevant?
Traditionell waren Unternehmenssysteme monolithisch aufgebaut: fest verknüpfte Anwendungen, lange Projektzyklen, hoher Wartungsaufwand. Doch in Zeiten von Fachkräftemangel, digitalem Wandel und wachsender Komplexität wird klar: Starrheit ist ein Risiko.
Ein Composable Enterprise setzt auf:
- Modularität statt monolithischer Architektur
- APIs statt festverdrahteter Schnittstellen
- Self-Service statt IT-Abhängigkeit
- Low Code/No Code statt ausschließlich individueller Entwicklung
Besonders für Unternehmen mit heterogenen Landschaften aus ERP, DMS, OT, Fachverfahren und Cloud-Services bietet das enorme Potenziale.
Integration als Enabler des Composable Enterprise
Ein Composable Enterprise funktioniert nur mit einer flexiblen Integrationsarchitektur. Die Integration verbindet die Bausteine – Systeme, Datenquellen, Prozesse – zu einem funktionierenden Gesamtbild.
Entscheidend dabei:
- Standardisierte Schnittstellen: z. B. REST, MQTT, JSON oder SOAP
- Datenmapping & Transformation: Datenformate wie XML oder CSV harmonisieren
- Orchestrierung & Automatisierung: Prozesse über Abteilungs- und Systemgrenzen hinweg
- Monitoring & Governance: Kontrolle über Datenflüsse und Prozessketten
- Sicherheit & Compliance: durch Protokolle wie OAuth, Formate wie XRechnung, XÖV oder Anbindung über EGVP
Vorteile für Unternehmen und Verwaltung
Ein modular aufgebautes Unternehmen ist…
- schneller bei der Umsetzung neuer Anforderungen
- skalierbarer, wenn neue Standorte, Teams oder Systeme dazukommen
- resilienter, weil Änderungen punktuell umgesetzt werden können
- unabhängiger von einzelnen Herstellern oder Dienstleistern
Gerade im German Mittelstand, bei Hidden Champions oder in der öffentlichen Verwaltung, wo Ressourcen knapp sind und IT-Projekte häufig an Komplexität scheitern, schafft das Composable-Prinzip spürbare Erleichterung.
Beispiele aus der Praxis
- Eine Verwaltung automatisiert Fachverfahren durch Low Code-Workflows, ohne jedes Mal die zentrale IT zu belasten.
- Ein Maschinenbauer integriert IIoT-Daten aus der Fertigung mit dem ERP, um OEE-Kennzahlen in Dashboards sichtbar zu machen.
- Ein Energieversorger setzt auf modulare Prozesse, um neue gesetzliche Anforderungen wie die Anbindung über XÖV oder EGVP schnell zu erfüllen.
Herausforderungen und Erfolgsfaktoren
Ein Composable Enterprise entsteht nicht über Nacht. Es braucht:
- Eine klare Integrationsstrategie
- Investitionen in APIs, Datenmodelle und Schnittstellenstandards
- Schulung und Befähigung von IT- und Fachbereichen
- Governance-Strukturen für Wiederverwendbarkeit und Qualität
Fazit
Das Composable Enterprise ist kein kurzfristiger Trend, sondern ein nachhaltiges Modell für Organisationen, die dynamisch bleiben wollen. Die Grundlage dafür ist eine intelligente, standardisierte und skalierbare Integration. Sie verbindet, was zusammengehört – und ermöglicht, was bisher unmöglich schien.
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